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Deine Lakaien
15.02.2023: DEINE LAKAIEN live in der Frankfurter Batschkapp – Dual Tour

19.02.2023
15.02.2023: DEINE LAKAIEN live in der Frankfurter Batschkapp – Dual Tour
Was lange währt, wird dann doch endlich gut. Oft!

In diesem Fall beginnt das Happy End nach der Corona-Zwangspause für die Frankfurter Fans von Deine Lakaien mit den ersten sphärischen Klängen von Lonely. Veljanovs warmer Bariton trägt das Publikum durch das verträumte Stück aus den Anfangstagen des Duos. Der anschließende Beifall ist auf jeden Fall noch steigerungsfähig. Spoiler: Er wird sich steigern, und zwar gewaltig. Auch Nightfall aus dem aktuellen Longplayer Dual+ bringt den letzten Hauch von Eis noch nicht gänzlich zum Schmelzen. Doch der Applaus ist wohlwollend und kommt von Herzen.

Mit Gone aus dem zwölf Jahre zurückliegenden Album Indicator nimmt die Stimmung so langsam Fahrt auf, und spätestens mit dem mittlerweile zum Live-Klassiker avancierten Over and Done haben die Lakaien ihr Publikum fest im Griff. Beide Stücke behandeln das Thema „Beziehung“, welches die Band in vielen ihrer Kompositionen auf ganz unterschiedliche Weise aufgreift, erläutert Alexander Veljanov. So auch in Where you are vom 2002er Album White Lies.

Das aktuelle Live-Lineup von Deine Lakaien ist komplett elektronisch unterwegs. Ich zähle insgesamt 11 Synthesizer auf der Bühne. Vier bei Mastermind Ernst Horn, drei bei Slobodan Kajkut, der jedoch vor allem durch sein Spiel an den Drumpads zu beeindrucken weiß, und weitere vier bei Igor Zotik, der Horn und Veljanov seit der XXX The 30 Years Retrospective Tour on stage unterstützt.

Überall auf der Bühne wird sprichwörtlich in die Tasten gehauen, werden Regler gedreht, Soundlandschaften kreiert. Songs entstehen Schicht um Schicht. Wer seinen Blick kurz von der charismatischen Erscheinung Alexander Veljanovs abwendet, kann verblüfft beobachten, wie die fesselnde elektronische Musik des Quartetts von vielen Händen live gemacht wird. Manchmal müssen Igor Zotik und Slobodan Kajkut dem Publikum den Rücken zuwenden, um diejenigen ihre Instrumente, die hinter ihnen stehen, zu spielen. Das sieht zwar durchaus cool aus, in diesem Fall jedoch bleiben ihre Handgriffe den Augen des Publikums verborgen. Logistisch lässt sich das vom Bühnenaufbau her schlecht ändern, zumindest nicht ohne größeren technischen Aufwand. Schade ist es dennoch.

Es folgt Farewell, die erste Auskopplung von Crystal Palace aus dem Jahr 2014, mit eingängigem Beat, stampfend, tanzbar. Mit Europe schließt sich ein ebenfalls gerne live aufgeführter Song von Indicator an. „Europe war 2010 wichtig und ist 2023 noch wichtiger“, wie Alexander Veljanov betont, bevor er das in den Strophen eher zurückhaltende Stück, welches sich im Refrain zu seiner vollen Pracht und melodiösen Schönheit entfaltet, in französischer und englischer Sprache darbringt.

Die Lichtshow ist wie immer stimmig, abwechslungsreich, auf den Punkt und flankiert das musikalische Geschehen, ohne je aufdringlich oder zu dominant zu wirken.

Die Batschkapp ist sicher nicht bis auf den letzten Platz ausverkauft. Es gibt kein unangenehmes Gedränge, dennoch ist die Halle bis hinten gefüllt. Und ein Blick in die Gesichter der umstehenden Fans bestätigt: Sie lieben „ihre“ Lakaien, die nun endlich, endlich wieder ganz real vor ihnen stehen und ihre Musik präsentieren.

Mit Unknown Friend folgt ein Song des aktuellen Doppel- (bzw. Triple-) Longplayers Dual aus dem Jahr 2021. Die Coverversionen des Patti Smith Klassikers Because The Night und Dust in the Wind von der Band Kansas sind lakaiesk umarrangiert, wie für Veljanovs Stimme geschaffen. Gänsehaut pur!

Mit Run schließt sich eine Eigenkomposition von Dual an, deren Gegenstück The Walk, ein Cover aus den 80ern von The Cure nur wenig später noch zu Gehör gebracht werden soll. Doch vorher geht es „round and round and round“. Freudiges Johlen ertönt, als die ersten Samples von Reincarnation erklingen.

Das reguläre Set wird mit Sick Cinema, ebenfalls eine Eigenkomposition von Dual, beschlossen. Und nicht erst jetzt tobt das Frankfurter Publikum. Der erste Zugabenblock lässt nicht lange auf sich warten. Set the Controls for the Heart of the Sun, eine Coverversion des 1968er Songs vom zweiten Pink Floyd-Album, zeigt sich sich atmosphärisch dicht, jedoch weit weniger eingänglich als so manch anderes Lied dieses Abends. Doch wer ausschließlich leicht zu konsumierende Musik sucht, wird ohnehin kaum ein Konzert von Deine Lakaien besuchen. Wenn Ernst Horn sein Synthesizer-U-Boot durch weite Klang-Ozeane manövriert, muss es einfach bisweilen scheppern, klicken, rattern und rhythmisch schnarren. Wer sich darüber wundert, kennt Professor Horn schlecht. Das gehört sich so, da ist nichts kaputt, und es stürzt gerade auch keine sounderzeugende Software ab.

Nach Because of Because und Return – letzterer vom wunderbaren Kasmodiah-Album – endet die erste Zugabenrunde, der sich – wen wundert‘s, bei der Begeisterung, die Deine Lakaien in der Batschkapp hervorrufen – eine zweite anschließt.
Und so wird Happy Man, ein bestechend schöner, lakaientypischer Song der Neuzeit dargebracht, dicht gefolgt vom absoluten Evergreen der Band: Dark Star.
„You’re the light of my night“, singt Veljanov. Wie oft hat man das schon live gehört? Doch weit entfernt von ausgelutscht! Mitreißend, nostalgisch, zeitlos, das ist Dark Star. Zum dritten Mal geht die Band von der Bühne ab, lässt sich jedoch noch zu einer letzten Zugabe bewegen: Love Me to the End nimmt in akustischem Kleid Anlauf, erfährt dann eine Zäsur, hält inne, nur um sich schließlich elektronisch vollends auszutoben. Und wieder: Gänsehaut pur!

Sichtlich glücklich verlassen Deine Lakaien unter frenetischem Beifall die Bühne. „Bis zum nächsten Mal, Frankfurt!“, verabschiedet sich Alexander Veljanov. Wir wollen ihn beim Wort nehmen!

Text: Jo Ziebe
Fotos: Ingo Beller / Dea Pirlich

Danke Jo für den schönen Bericht und das lustige Wiedersehen :-)

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