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Helium Vola
„A voi che amate“ - oder Maienzeit im Juni

22.06.2021
„A voi che amate“ - oder Maienzeit im Juni
„Für Euch, die Ihr liebt“ ist nicht nur der Titel des dritten Albums von Helium Vola, sondern auch der Titel des Programms, das die Band an diesem wunderschönen Sommerabend auf der Bühne im Augsburger Annahof darbot.

Das dem Anlass durchaus angemessene Freilichtambiente durften coronabedingt nur knapp 200 Gäste genießen. Diese kamen von fern – einige eingefleischte Fans hatten mehrere Stunden Anfahrt nicht gescheut – und nah. Denn die Stimme von Helium Vola, Sabine Lutzenberger, die als Interpretin Alter Musik in ganz Europa konzertiert, lebt in Augsburg. So erfreute sich ihr heimisches Publikum ebenso an der Musik wie auch offensichtliche Mitglieder der Gothik-Gemeinde. Sogar Szene-Urgestein Mephisto gab sich die Ehre. Das schwarzbuntgemischte Publikum zeigt bereits wie es diesem Projekt gelingt eine Brücke zu schlagen von der Alten Musik und mittelalterlicher Dichtung inspiriert in die heutige Zeit. Auf den Studioalben geschieht das sehr direkt durch die von dem Komponisten Ernst Horn mal brachial mal subtil eingesetzten Synthesizersounds. Die Synthesizer mussten diesmal aus logistischen Gründen zu Hause bleiben und einem klassischen Flügel die Bühne überlassen. Eingefleischte Lakaien-Fans wissen allerdings bereits, was der Pianist Ernst Horn mittel Präparation einem Pianoforte für Klänge zu entlocken vermag. Das übrige Publikum staunt erstmal nur. Ja, diese Töne!

Allen gemeinsam ist es, dass sie bereits nach dem Intro „A voi che amate“ und „Saber d’amor“ dem Zauber der Musik erliegen, gebannt von dem wunderbaren Gesang. Das Timbre und die ausgefeilte Dynamik der Sängerin lassen die Lieder live noch intensiver als auf den Alben wirken. Die mittelalterlichen Dichtungen intoniert sie tadellos, egal ob auf Mittelhochdeutsch, Provenzalisch, Galizisch oder Latein. Das Publikum kann die Texte dank eines vorab verteilten Programmes mit den Übersetzungen ins moderne Hochdeutsch entschlüsseln. Es enthält Stücke von allen der bisher 4 Alben der Formation. Vor Lebensfreude sprühende Stücke wechseln sich ab mit empathischen Interpretationen leidvoller Erfahrungen wie in der „Frauenklage“, die das Schicksal einer ungewollt Schwangeren zum Thema hat. Dem Intro folgen zwei Stücke aus dem zuletzt erschienen Album „Wohin?“. Und fast rechtzeitig zum lebendigen „A Virgen Santa Maria“ schlägt denn auch die Glocke der nahegelegenen Kirche – wohlgestimmt wohlgemerkt, als wolle sie die Musik bereichern.

Nicht fehlen bei einem Helium Vola Konzert darf das bei Fans beliebte „Omnis mundi“. Das Debut ist ursprünglich für ein Ensemble geschrieben und hatte sich mit seiner kräftigen Elektronik in den Szene-Clubs festgesetzt. Hier zeigt Ernst Horn was für ungewohnte Klänge er einem Flügel abzuringen vermag. Dieser hier wehrte sich zwar etwas – genutzt hat es ihm nichts. Weniger wuchtig als das elektronische Original betont die akustische Variante den Kontrast zwischen den stark rhythmisierenden Strophen und dem melodiös fließenden Refrain.

Sabine Lutzenberger weiß die einfühlsame und gekonnte Klavierbegleitung ihres Musikpartners wohl zu schätzen. Vor den letzten Stücken überlässt sie Ernst Horn die Bühne für ein Instrumental-Solo. Dieser spielt die Begleitung zu „Wasted Years“ und die Lakaien-Fans im Publikum hören dazu sicher im Kopf den weichen Bariton von Alexander Veljanov. „Dormi“, ein tröstendes, sanftes aber bewegtes Schlaflied zu dem der Komponist dann mal auch den italienischen Text selbst verfasst hat, leitet das Ende des Konzertes ein und geht über in „Selig, selig“ eins der so beliebten Maienlieder von Helium Vola. Danach spendet das Publikum frenetisch Applaus, das nach so langer Livemusik-Abstinenz die Musik wie ein Schwamm aufgesogen hat, als würde das Leben nach einem langen Winter neu beginnen. Die Sängerin und ihr Begleiter lassen sich nicht lange bitten und spielen noch zwei weitere Stücke als Zugabe. Und das wirklich leider letzte „In liehter varwe stat der walt“ entlässt dann die Zuhörenden mit Frühlingsgefühlen in den Herzen. Es ist Mai geworden im Juni. Das ist die Magie von Helium Vola. Die hing dann auch noch eine ganze Weile in der Abendluft und ließ einige noch weiter das schöne Ambiente gemeinsam genießen.

Es bleibt noch einen Dank zu sagen an die Stadt Augsburg, die im Rahmen des Augsburger Stadtsommers den Künstlerinnen und Künstlern Freilichtbühnen unentgeltlich zur Verfügung stellt und diesen die Einnahmen überlässt. Ohne diese Aktion hätte diese Musik ihren Zauber nicht für uns entfaltet.

von CM

Foto: Sylvia Pfister

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Setlist:

A voi che amate

Saber d’amor

Uf der Linden

A virgen Santa Maria

Minne und Treue

Printemps

Frauenklage

Omnis Mundi

Begirlich in dem hertzen min

Wasted Years (instrumental)

Mahnung

Dormi

Selig, Selig

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Zugabe:

Nuestras vidas

In lichter Farbe

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