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Nachdem Dea das Album letzte Woche hier ausgepackt hat („Dual unboxing“), hier ein paar erste Höreindrücke von meiner Seite:
Das Werk beginnt mit „Because of Because“, das bereits im Dezember als Single veröffentlicht wurde. Das Thema des Songs dreht sich darum wie man gemeinsam gegen äußere Widerstände den eigenen Weg nicht verliert. Klingt gerade sehr bekannt, oder? Der Text ist wunderschön reflektiert im schleppenden Rhythmus, dessen Synkopen das Taktgefühl widerborstig stören.
Und dann geht es von Verstellung über tiefes Fallen und Verlust zu Rastlosigkeit – so hat das Stück „Run“ (auch eine Single) nicht einmal Zeit für einen Refrain – um schließlich am Ende bei „Someone to come home to“ anzukommen. Dabei ergänzen sich zerrende Elektronik und melodiöse Stimmführung immer wieder.
Natürlich kommen auch schwermütige Balladen wie sie für Deine Lakaien so typisch sind nicht zu kurz. So hat Ernst Horn mit dem märchenhaften „Snow“ fast ein neues Traditional geschaffen, bei dem ein trauriger Inhalt gleichsam tröstend vermittelt wird. Sehr einfühlsam und passend mit leichtem Folk-Einschlag interpretiert von Alexander Veljanov. Ecki Stieg hat das Stück zurecht für seine – übrigens auch sonst hervorragende - „Grenzwellen“ Sendung ausgewählt, die einen schönen Vorgeschmack auf das Album gibt. Dort wird auch das Konzept hinter dem Album erklärt, das sicher auch hinter den Folk-Elementen in Sick-Cinema steckt. Denn es gibt bei „Dual“ noch eine zweite Scheibe, auf der die Lakaien Coverversionen von Stücken eingespielt haben, auf die sich die eigenen Stücke beziehen. Für Sick Cinema war offensichtlich „Spoon“ von Can der Ideengeber. (Die Gründer der Gruppe haben bei Stockhausen Komposition studiert – die Elektronik kommt also nicht von ungefähr.)
Die Cover laden dazu ein, interessante Stücke neu zu entdecken und auch die Referenzen machen Spaß, nicht zuletzt bei dem grad erwähnten Paar. Sehr spannend interpretiert ist dabei das „Flohlied“ von Mussorgski, bei dem Alexanders Liebe zum Theater durchscheint. Wunderbar diabolisch! Dem gegenüber steht „Qubit Man“ von Ernst Horn, in dem tiefe weiche, treibende Streicher im Kontrast mit elektronischen Samples stehen. Dazu die teils verzerrte Stimme, die abgelöst wird von einer herabfallen Sound-Matrix. Zum Ende hin übernimmt dann die Matrix und fängt die - nun in der Tonhöhe angepassten - Streicher ein. Das hat man so wirklich noch nicht gehört!
„Dual“ ist also eine Einladung, auf eine musikalische Entdeckungsreise zu gehen. Besonders schön dabei gerade jetzt, dass man sich dabei nicht allein fühlt, sondern angenommen und am Ende bei sich selbst angekommen.
Hoffen wir, dass wir im Herbst dieses Gefühl in den Konzerten gemeinsam genießen können!
von CM