Von den beiden Altmeistern und ehemaligen Mitgliedern von Tuxedomoon – den amerikanischen Avantgardepionieren der 70er Jahre- Steve Brown (Klavier, Klarinette, Analogsynthesizer) und Blaine L. Reininger (Geige, Analogsynthesizer) war man Akustikkonzerte gewohnt. Sie absolvierten ihren Part ohne große technische Unterstützung routiniert und wenig sensationell.
Weit überraschender war hingegen, daß sich Deine Lakaien auf klassisch-akustische Pfade begaben. Sie waren auch der eigentliche Zuschauermagnet und sorgten für ein volles Haus im traditionsreichen Berliner Volksbühne-Theater.
Vom Repertoire her unterschied sich das Konzert kaum von sonstigen Deine Lakaien-Aufritten, wohl aber von der Instrumentierung, die sich auf Klavier und Gesang beschränkte.
Nach anfänglicher Skepsis meinerseits war es vor allem Ernst Horn, der mich durch sein innovatives, kreatives Pianospiel überzeugt hat. Er variierte gekonnt in Tempo und Intensität, trommelte auf den Saiten und Holzstreben des Flügels, erzeugte Vibrato-Effekte durch ein auf die Saiten gelegtes Blatt Papier oder zirpende Geräusche durch das Aufstellen eines Glases als Hohlkörper über einzelne Saiten.
Gegenüber diesen musikalischen Fähigkeiten hatte es Deine Lakaien-Sänger Alexander Veljanov nicht einfach. Er blieb stimmlich im Rahmen dessen, was man von ihren Platten her kennt. Bei länger zu haltenden Tönen hatte er schon mal leichte Probleme mit der Atemtechnik.
Dennoch konnte er durch seine markante Stimme zum außerordentlichen Erfolg ihres Akustikexperiments beitragen. Ernst Horn und Alexander Veljanov haben demonstriert, daß ein guter Song auch akustisch gut klingt. „Reincarnation“, „Love me to the end“ oder „Dark Star“ waren nicht uninteressanter als mit voller Technik gespielt- im Gegenteil.
Während der Dark-Moon-Tour haben Deine Lakaien sehr gute musikalische Qualitäten unter Beweis gestellt. Ein Beweis, den manch andere Band noch schuldig ist…
Kay Manazon
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